HERKUNFT DER TRAKEHNER PFERDE, DIE IM PFERDESPORT DER LETZTEN 10 JAHRE AUFTRATEN
Von Dorofejewa Anna
Mit der Zeit weichen die modernen Trakehner Pferde immer weiter von ihren Vorfahren ab, die tatsächlich unglaubliche Reserven an Leistungsfähigkeit, Gutmütigkeit und Liebe zur Arbeit hatten… Die deutsche Regierung scheute keine Mittel für den Kauf der besten (in Europa) reinrassigen Trakehner Hengste. In unserem Land stellt die breite Nutzung von mittelmäßigen reinrassigen Hengsten – und in der letzten Zeit auch noch von modernen Araberhengsten – eine wirkliche Gefahr für das Fortbestehen des „russischen Trakehners“ als Sportpferd dar. Die Mehrheit der Liebhaber des „Selektionsextremismus“ können nicht eine einfache Wahrheit anerkennen, die darin besteht, dass sie niemals etwas besseres schaffen können als den ostpreußischen Trakehner. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, wie z.B. den Unterschied im Niveau von Bildung und Intellekt, den Wunsch baldmöglichst den größten Nutzen zu erzielen, die Rückständigkeit in der Entwicklung des Pferdesports, die Gleichgültigkeit der Regierung und die schwere Wirtschaftslage einer großen Zahl von Betrieben. Die hiesigen Selektionäre haben nur eine Möglichkeit auf einem Niveau mit anderen Halbblutrassen zu bleiben: sorgfältig das vorhandene Erbmaterial zu erhalten und mit Hilfe von Auswahl nach sportlichen Eigenschaften und dem Einbringen von Blut bekannter Stammväter die Trakehner Rasse zu vervollkommnen.
Die gegenwärtige Forschung ist nur eine Illustration einer kleinen Periode unserer Geschichte, die leider dem Ende entgegen geht und an deren Wendepunkt Pferde auftauchen, die noch weiter von ihren Vorfahren aus „Trakehnen“ entfernt sind. Das Übel unserer Pferdewirtschaft besteht in der Unterentwicklung des heimischen Pferdesports, im Fehlen von qualifizierten Trainern, Reitern und Sportlern. Nur wenige in unserem Land können ihr Pferd ohne Trauma und physische Verletzungen zu Wettkämpfen auf höchstem Niveau führen.
Tabelle 1: Genetische Verwandtschaft (= Ähnlichkeit) der Pferde, die im Wettkampf 7,5 – 10 Punkte aufwiesen, mit den Hauptstammvätern der Linie in %:
Springen Klasse S Dressur Klasse S
Anzahl der Pferde
Ohne Unterreicht, ohne ausländische Trainer, mit wenigen Jahren der Gewöhnung der Kinder an die Zusammenarbeit mit den Pferden, aber nicht an seinen Gehorsam, ohne das Erscheinen hoffnungsvoller Pferde – ist der Fortschritt der Pferdezucht einfach nicht möglich. Die Frage bleibt offen: Lohnt es sich, ein gutes Pferd zu züchten, in ihm bekannte Namen zu bündeln, wenn es zu einem gewöhnlichen „Dompteur“ gerät und nichts von seinem natürlichen Potenzial demonstriert? Und so folgt aus Tabelle 1 dass Pferde, die in den letzten 10 Jahren bei Springen auftraten, eine enge genetische Verwandtschaft mit Pythagoras haben – 7,8%, mit Pilgrim – 6,9% und Pilger – 6,8% dass heißt diese Hengste finden sich im Stammbaum auf Höhe der 3. – 4. Reihe. Wenn man sich daran erinnert, dass Pilger und Pythagoras in Trakehnen Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts genutzt wurden, so gibt dieser Umstand Anlass zu Hoffnung, aber man darf nicht vergessen, dass diese Pferde im Sport genutzt wurden, jedoch nicht zur Zucht.
Diese Hengste hatten Einfluss auf unsere Trakehner in den Jharen der zucht sowaohl über ihre Söhne als auch über ihre Töchter, Enkel und Urenkel. Leider war der genetische Einfluss der in der Vergangenheit sehr bekannten Vorfahren der Springpferde Termit (von Hyperion) und Gluchar (von Guido) praktisch auf ein Minimum reduziert, weil den Sportlern in den 60er und 70er Jahren der Idealismus nicht ausreichte, ihre Nachfolger in der Zucht zu belassen, sondern sich der großen Nachfrage der Reiter beugten.
Dementsprechend niedrig ist die genetische Verwandtschaft der modernen Sportpferde mit den Vertretern der Linie des Pythagoras über Piligrim, obwohl Espadron erst vor Letzterem eingesetzt wurde und eine breitere Verbreiterung in der Rasse fand.. Unter den Vertretern der Pilger-Linie gibt es die höchste genetische Ähnlichkeit mit Ostrjak – 8,4%, dessen letzte Kinder 1977 geboren wurden. Ostrjak, wie auch sein Vater Ossian zeichneten sich durch die Erfolge ihrer Kinder beim Springen aus. Einen großen Einfluss dieser Hengste sicherten die zahlreichen Töchter und Söhne von Ostrjak ab – Eol und Egoist.
Die Vertreter der Linie Polarstern – Welt und Hirtensang – Almanach und sein Vater Achmad, spielen ungeachtet der großen Verbreiterung in der Rasse, in den Stammbäumen der Springpferde keine gorße Rolle – die genetische Ähnlichkeit mit ihnen überschreitet nicht die 3 %. Die Linie Kupferhammer ist vertreten durch Wychod (1,4%) und Chrisolyt (5,1%), den Einfluss letzteren sicherte in der Hauptsache seine Tochter Chasa, die die Hengste Hockey und Herson gebar. Nicht aufgeben dürfen ihre Position die praktisch von den Züchtern vergessenen Jugurtha Pilger Nachkommen (5,0%) und sein Sohn Expromt (4,8%), gleichlaufend auf dem Niveau des breit genutzten Hockey 41 (4,8%).
Das Bild der Verbreiterung der genetischen Ähnlichkeit / Verwandtschaft bei den Dressurpferden erinnert insgesamt an die Situation beim Springen. Ebenso gilt es die höchste genetische Verwandtschaft mit Pythagoras (9,3%), Piligrim (7,1%), Pilger (5,6%). Gleichzeitig sind die Akzente zu Gunsten der Vertreter der Linie Pythagoras über Piligrim verschoben, z.B. die genetische Ähnlichkeit mit Galopp (von Pompej) beträgt 8%. Auf eine Führungsposition schiebt sich Hockey 41 – 9%. Gestorben erst vor kurzem – 1994. Der begrenzte Einsatz in der Rasse von Pepel und seinen Söhnen führte dazu, dass das genetische Potential dieses Hengstes praktisch verloren ist (nicht im Gestüt Schralling – Sapros-Tochter Rapunzel).
Das Gestüt Kirow ist bis heute größter „Produzent“ der Trakehnerrasse – jährlich werden ca. 170 Stuten gedeckt. Genau von dort kommt die größte Zahl der Sportpferde. In Tabelle 2 sind die Gestüte vorgestellt, die mindestens 3 Vertreter für den großen Sport hervor gebracht haben. Im Mittel zeigten das beste Resultat von 8,6% vier Hengste, die im Gestüt Dowator (Weißrussland) geboren wurden, von den Palladium für Estland auftrat. Die genetische Verwandtschaft mit Pythagoras bei diesen Pferden ist einfach phantastisch – 15,2 %! Pythagoras befindet sich bei diesen Pferden in der 2./3. Reihe des Stammbaumes – er ist als fast „Großvater“. Dabei ist die genetische Ähnlichkeit mit Piligrim 11% Guido 9,4% Pilger 7,8% Eingard (?) und Epigraph 6,3%. Ist es den heutzutage möglich, Pferde mit solch einem Genotyp zu züchten – wahrscheinlich nicht?! IN der heutigen Zeit gingen bereits drei Söhne von Palladium, die für Estland starteten in die Zucht ein, welche die Kontinuität der Springgenerationen hervorragend illustrierten.
Tabelle 2: Die Verbreiterung der Springpferde Klasse S nach landwirtschaftlichen Betrieben und genetischer Vererbbarkeit / Ähnlichkeit mit den Stammvätern innerhalb jedes Betreibs (S. 81)
Anzahl
Punkte
Praktisch bleibt das Njamunster Gestüt (Litauen) mit 8,4 Punkten nicht hinter den Rangersten zurück, ebenso der „Rissowchos Maistrenko“ (Russland) – mit 8,2 Punkten. Erfreulich ist, dass in einer Reihe mit den großen Gestüten, die jährlich mindestens 150 Stuten decken, ein Betreib steht, der nur 2 Trakehnerstuten besitzt, darunter eine Tochter von Pawitsch (?) – Olympiade, die für unseren Sport Ola von Awat gebar und für die estnische + deutsche Zucht – Cheops von Cherson. Entsprechend besitzen die Pferde dieses Betriebes eine große genetische Ähnlichkeit mit Epipraph und Jugurtha Pilger, Hockey 41 und Almanach – die sich in den Stammbäumen dieser Stuten finden.
Im „Njamunster“ Gestüt begründet sich der Erfolg im Springen auf Pythagoras, Piligrim, Pilger, Topki, Eingrad (?) und Jugurtha Pilger. Die genetische Verwandtschaft mit deisen Hengsten ist sehr hoch (Springen kam aber nicht von Eifel ex Torero, sondern von Jugurtha – Pilger). Die durchschnittlichen Noten der Leistungsfähigkeit der Pferde anderer Betriebe sind sehr ähnlich und gehen nicht über 8 Punkte. Insgesamt kann man sagen, dass sich das Kirow-Gestüt auf Pythagoras (7,2%), Pilger (6,6%), Ostrjak (11,7%) und dessen Sohn Egoist (12,5%), Expromt (6,7%) und Pomeraes (6,5%) stützt. Die Trakehner des Kaliningrader Gestüts wie auch des „Versuchsgestüts“ gründen sich in der Hauptsache auf die Linie von Pilger und besonders Eol. Außerdem wurde im Kaliningrader Gestüt häufig der Sohn von Pilgrim – Podwig und zahlreiche Töchter von Etüde genutzt, die aus dem Staroschilower Gestüt kommen. Die geringe genetische Ähnlichkeit der Pferde des Versuchsgestütes mit Pythagoras kompensiert sich durch Eol, der im Stammbaum Ossjan, Pilger und Termit aufweisen kann.
Auf diese Weise werden sich die zukünftigen Erfolge unserer Trakehner im Springen von Generation zu Generation festigen durch entferntes Inbreeding von Pythagoras, Pilger, Ossjan, Termit, Guido, Hyperion und Dampfross. Und ebenso von ihren nicht weniger bekannten Nachkommen – Piligrim, Pepel, Expromt, Ostrjak, Paket, Topki, Espadron usw.
In den letzten zehn Jahren haben nur zwei Gestüte kontinuierlich Pferde der S-Klasse geliefert – das Kirow-Gestüt und das Dowator-Gestüt, andere Gestüte und Zuchtbetriebe sind bei der Dressur mit ein bis zwei Pferden vertreten (Tab. 3).
Tabelle 3: Die Verbreiterung der Dressurpferde Klasse „S“ nach Betreiben und genetischer Ähnlichkeit mit Linienbegründern innerhalb der Betreibe.
Dowator-Gestüt Kirow-Gestüt
Anzahl
Punkte
Im Mittel zeigten die Pferde aus Weißrussland bessere Resultate. Möglich, dass es ich hierbei um eine Folge der höheren genetischen Verwandtschaft mit Hengsten aus Trakehnen handelt: Pythagoras (11,5%), Guido (6,3%), Pilger (7,1%), Eingrad (6,3%). Die Kirower Trakehner unterscheiden sich durch große genetische Ähnlichken mit Piligrim (8%), Ostrjak (9,6%), Welt (6,7%), der fest immer mit Piligrim und Hockey 41 gedeckt wurde, Eol (6,8%), Pomeranetz (15,1%), Hockey 41 (18,8%).
Der Blutanteil arabischer Pferde ist bei diesen Pferden relativ hoch und obwohl im Dowator-Gestüt hauptsächlich Tropik und Profil und im Kirow-Gestüt Pomeranetz genutzt wurden, zählen sie alle als Nachfahren von Priboj ox. Interessant, das der durchschnittliche Araberanteil bei Pferden des Kirow-Gestüt 15% ist und damit den durchschnittlichen Blutanteil der Vollblutpferde – 11,8% übersteigt und somit Proportionen zerstört wie sie schon in Trakehnen angewandt wurden.
Gleichfalls ist diese Situation leicht zu erklären mit der wertvollen Herkunft von Araberhengsten und arabischer Trakehnerhengste der Priboj-Linie, die sehr stabile Dressurpferde liefert und auch durch die hohe Reitbarkeit der Vollblüter. Und so sind die Stammbäume der Pferde, die in unserem Land in Wettkämpfen der Klasse „S“ starteten, gefüllt mit Namen bekannter Hengste vergangener Zeiten. Wie aus der Praxis der Pferdezucht bekannt, ist einer der hoffnungsvollsten Faktoren der Weiterentwicklung einer Rasse die Ansammlung von Blut wertvoller Linienbegründer in entfernten Zweigen des Stammbaumes. Wir werden nicht vergessen, dass Pythagoras im Alter von 2,5 Jahren den schwersten Parcour Trakehnens absolvierte, der auf einer Länge von 33 km zahlreiche, fast tödliche Hindernisse aufweist. Alle drei Tage des Wettkampfes war der frisch und gesund, wenn auch leicht nervös, Pilger zeichnete sich – wie auch sein Vater, Großvater und Urgroßvater – durch eine hervorrangende Sprungtechnik aus, auf Wettkämpfen in Trakehnen – Ostpreußen erhielt er die Noten „gut“ für Schritt und Trab und „sehr gut“ für Galopp. Termit, der Linienbegründer der Hannoveraner und Westfälischen Rasse wurde, erhielt auf Wettkämpfen in Dressur die Noten „hervorragend“ für Schritt und Galopp und „sehr gut“ für Trab und Temperament. Für Feldwettkämpfe (? – evtl. Geländeritte) in Trakehnen erhielt er die Höchstnote „hervorragend“. Nacht minder wertvoll waren auch die Nachfahren dieser Hengste, die bei uns geboren wurden:
Piligrim, Ostrjak, Expromt, Wek, Gluchar, Etüde, Tok und viele andere.
Ein großer Teil dieser Pferde, die zum Sport genutzt wurden, waren für die Rasse unwiederbringlich verloren: Enkel von Piligrim Dagor und Polygon von Pompej, Probeblesk vom Landesmeister der UdSSR in Vielseitigkeit Bek xx. Podchod und Perechlest von Hockey 41, ein Pepel-Enkel mütterlicherseits – Pest von Prisyow, Ogonjole und Orleans von Egoist, Potomok von Oreol und viele andere – wurden kastriert.
Es ist bemerkenswert, dass Oreol von Espadorn und Cheops von Poplina, ein Enkel von Ostrjak mütterlicherseits, aus dem Sport wieder in das Kirow-Gestüt zurückkehrten, jedoch waren es nicht mehr als (2) oder 7 ? (Seite 85) Stuten, die mit ihnen gedeckt wurden – und infolge dessen werden Sie kaum einen Einfluss auf die genetische Ähnlichkeit mit den Linienbegründern im Gestüt oder auf die Leistungsfähigkeit haben. Die Hengste Pest von Oreol, Parnas von Raffael, Polog von Galopp und Opritschnik von Pyrit wurden von den Züchtern nicht genutzt – ungeachtet ihrer Herkunft und guten Ergebnisse im Sport. Es gibt die Hoffnung, dass irgendwann Nachfahren von Harpune, Prinz, Aktiv, Choleras (?) oder Emirat in unser Land zurückkehren als „Beschäler“.
Wahrscheinlicher jedoch ist, dass das Schicksal der Trakehner-Rasse und ihre Konkurrenzfähigkeit besiegelt ist. In den nächsten zehn Jahren bleibt uns nur, die Schultern zu zucken und zu staunen, wohin und warum unsere Trakehner aus dem Sport verschwunden sind? Sind sie doch noch vor Kurzem nicht nur in unserem Land gesprungen, sondern auch im Ausland! Ins Nichts verschwinden die ruhmreichen Namen vergangener Zeiten – und mit ihnen die mühevolle Arbeit der deutschen Züchter, die ein Universalpferd schufen, das einmal unbesiegbar in allen Pferdesportdisziplinen war!